Produktion im Startquartal 8,9 Prozent unter Vorjahr
Bereits im noch weitgehend von den „COVID-19“-Reaktionen unbeeinflussten ersten Quartal 2020 ist die Produktion der Stahl und Metall verarbeitenden Betriebe in Deutschland knapp 9 Prozent unter das Niveau des Vorjahresquartals gesunken. Aufgrund der nahezu flächendeckenden Stilllegung von Produktionsstätten der Automobilindustrie ab Mitte März – zunächst in Deutschland, dann sehr schnell auch in Europa und wenig später in Nord-,- Mittel- und Südamerika – werden für die Frühjahrsmonate weitaus größere Produktionsrückgänge zu verzeichnen sein. Bereits der März liegt über 14 Prozent unter dem Vorjahreswert, obwohl noch fast 290.000 Pkw in Deutschland produziert wurden (-37%). Im April liefen in Deutschland nur noch 11.000 Fahrzeuge von den Bändern (-97%). Und ab Anfang Mai starteten die Fahrzeughersteller ihre Produktion lediglich auf sehr niedrigem Niveau, zunächst überwiegend einschichtig. Es ist daher nicht zuletzt von den Inhalten des für Anfang Juni angekündigten Konjunkturpakets abhängig, inwieweit der Juni den Rückgang im zweiten Quartal noch wird abfedern können.
Im April ist die durchschnittliche Auslastung der Produktionskapazitäten in den WSM-Branchen auf 68,7% gesunken. In den Automobilzulieferbereichen liegt dieser Wert noch deutlich niedriger, teilweise auch unter 50%. Auch im WSM gibt es zahlreiche Betriebe, die kaum oder gar nicht von der krisen-haften Entwicklung der Konjunktur beeinträchtigt sind. Neben den Zulieferern der Medizintechnik sind baunahe Branchen oder Verpackungshersteller eher Profiteure. Zudem konnten einzelne Betriebe Marktanteile aus Ländern gewinnen, die einen deutlich strengeren Shutdown beschließen mussten, wie etwa Italien, Spanien, Frankreich oder auch zeitweise Indien. Während dort bis auf systemnotwendige Betriebe die gesamte Produktion ausgesetzt wurde, durften die Betriebe in Deutschland unter Einhaltung von Gesundheitsauflagen weiterarbeiten und profitierten teilweise von den Zwangsschließungen der Marktbegleiter.
Trotz dieser einzelnen positiven Aspekte schlugen die pandemiebedingten Einschränkungen des gesellschaftlichen und geschäftlichen Lebens im April voll auf das Geschäftsklima der Stahl- und Metallverarbeitung durch. Der Lageindikator stürzte um 39,2 Saldenpunkte auf -44,6 ab und die Einschätzungen für die nächsten 6 Monate fielen um 21,3 Punkte auf -57,2. Das Geschäftsklima rutschte dementsprechend um 29,7 Punkte auf -51 ab. Damit liegt das Geschäftsklima bereits unter dem niedrigsten Wert der Finanzkrise, den es mit -50 im März 2009 erreichte. Damals hatte der Indikator Zukunftserwartungen allerdings bereits den Wendepunkt hinter sich, während die Geschäftslage in den Folgemonaten noch weiter abrutschte.
Der vorsichtige, schrittweise Ausstieg aus den Beschränkungen könnte die Stimmung in der Branche positiv beeinflussen, zumindest der Erwartungsindikator könnte im April einen Tiefpunkt erreicht haben. Für eine Verbesserung der Geschäftslage muss aber auch die Nachfrage wieder in Schwung kommen. Deutschland diskutiert darauf gerichtet ein Konjunkturprogramm, das mit ökologischen Kriterien verknüpft sein könnte. Wichtig wird sein, nicht lediglich Nischenmärkte wie die E-Mobilität, die ohnehin bereits durch eine Kaufprämie gefördert wird, zu unterstützen, sondern eine Wirkung in der Breite zu erzielen.