Produktion im ersten Halbjahr 2019 um 2,4% unter Vorjahr

Unter dem Einfluss anhaltend hoher politischer Unsicherheiten ist die Produktion der Stahl und Metall verarbeitenden Industrie in Deutschland im zweiten Quartal 2019 um 2,6% gegenüber dem Vorquartal I 2019 zurückgegangen. Auf Sicht des ersten Halbjahres beläuft sich der Rückgang zum Vorjahr damit auf 2,4%. Der Blick auf die Grafik zeigt einerseits, dass die Branche von einer Krisensituation weit entfernt ist – im ersten Quartal 2009 lag die Produktion 35% niedriger – andererseits dürfte der lange Konjunkturzyklus mit dem Jahr 2019 auslaufen. Um das Vorjahresniveau noch zu erreichen, müsste im zweiten Halbjahr ein Zuwachs um 2,8% gegenüber dem ersten Halbjahr erzielt werden. Das ist ange­sichts der Entwicklung der Trendindikatoren zwar nicht das wahrscheinliche Szenario, es ist allerdings auch nicht ausgeschlossen. Ein Wachstumsimpuls bedarf jedoch politischer Flankierung, mindestens in Form einer handelspolitischen Normalisierung und damit einhergehend steigender Investitions­zuversicht. Wahltaktisch motivierte Überlegungen über eine Revitalisierung der verfassungsrechtlich brisanten Vermögensbesteuerung bewirken das Gegenteil.

Im Jahresverlauf kompensieren bisher stabile Exporte zum Teil die Abschwächung der inländischen Nachfrage. Während im ersten Halbjahr knapp 5% weniger an inländische Abnehmer geliefert wurde, gingen die Auslandslieferungen lediglich um 1,2% zurück. Insgesamt liegen die Umsätze nach Berei­nigung um Preiseffekte 3,6% unter dem Vorjahresniveau. Die Auftragseingänge signalisieren eine Fort­setzung der Entwicklung. Die Auslandsaufträge liegen 7,7% unter denen des ersten Halbjahres 2018 und die inländischen Kunden haben in dem Zeitraum 9,4% weniger bestellt.

Angesichts dieser Kennzahlen verwundert nicht, dass das Geschäftsklima der Stahl und Metall verarbeitenden Industrie auch im August der Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes folgt. Die Ein­schätzung der aktuellen Geschäftslage strebt scheinbar unaufhaltsam der Nulllinie entgegen in Rich­tung des negativen Bereiches. Zuletzt überwogen die pessimistischen Lageeinschätzungen der Branche im Mai 2010. Auch beim Blick in die Zukunft werden die Unternehmer nochmals vorsichtiger, die Geschäftserwartungen für die nächsten 6 Monate gehen um 3,8 Saldenpunkte zurück. Seit April geht auch die Zahl der Beschäftigten in der Branche leicht zurück, ein weiteres Anzeichen für eine steigende konjunkturelle Skepsis in den Unternehmen.

Der Blick auf die Kundenbranchen verrät die Ursachen der konjunkturellen Eintrübung – die internatio­nalen Märkte und der Welthandel verlangsamen ihr Wachstum und bremsen die Geschäfte der exportstarken Fahrzeug- und Maschinenbauer. So haben die Pkw-Hersteller in den ersten 7 Monaten 14% weniger Fahrzeuge aus Deutschland exportiert – und entsprechend 12% weniger im Inland produziert. Dass die Zulassungen in Deutschland dennoch mit +1% stabil sind, liegt daran, dass mehr als die Hälfte der in Deutschland neu zugelassenen Pkw deutscher Konzernmarken von ihren ausländischen Produktionsstätten importiert wird. Dort hat sich das Wachstum allerdings inzwischen ebenfalls eingetrübt, hauptsächlich in China, wo rund 40% der ausländischen Produktion deutscher OEM angesiedelt sind. Die Prognose für die Produktion der deutschen Hersteller an ihren Auslands­standorten wurde jüngst von +3% auf „stabil“ angepasst. In China leidet der Absatz von kleineren und Mittelklassefahrzeugen unter dem Handelsstreit mit den USA, die potenziellen Käufer sind schlicht verunsichert und verschieben ihre Kaufentscheidungen. Im Oberklassesegment steigen die Absatz­zahlen dagegen weiter an und somit sind auch die Exporte aus Deutschland nach China von Januar bis Juli um 5% gestiegen. Die anderen wichtigen Exportmärkte entwickeln sich dagegen rückläufig (Großbritannien -14%, USA -1%, Italien -24%, Spanien -10%).

Der Faktor China belastet auch die deutschen Maschinenbauer. Weitere Sorgenländer sind Italien, Groß­bri­tannien, Russland und die Türkei, die allesamt herausfordernde politische Rahmenbedingungen auf­weisen. Hinzu kommt eine Schwäche des indischen Marktes. Der VDMA vermeldet für das zweite Quar­tal einen Exportrückgang von real 3,3% gegenüber dem Vorjahr und für das erste Halbjahr -0,7%.

Die Branchenverbände VDA (Automobil) und VDMA (Maschinenbau) haben ihre Erwartungen für das laufende Jahr deutlich reduziert, der VDA von zunächst +2% auf inzwischen -5% für die Produktion in Deutschland und der VDMA von +2% auf -2%. Allein die Bauindustrie vermag die Stimmung aufzu­hellen, hier wurde die Prognose von +6% auf +8,5% angehoben. Für die Stahl und Metall verarbeiten­den Unternehmen halten wir das Erreichen der Prognose von +2% für nicht mehr realistisch, es wird zur Herausforderung, das Vorjahresniveau nochmals zu erreichen. Eine krisenhafte Entwicklung ist dagegen nicht erkennbar, denn die beschriebenen politischen Ursachen der Wachstumsdelle sind kurz- bis mittelfristig lösbar.

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