Produktion wächst 2018 um 1,9% - Verunsicherung prägt Jahresverlauf und Start in 2019

Nach einem erfreulichen Jahresbeginn 2018 mit Zuwächsen von über 5% gegenüber dem sehr guten Jahr 2017 hat sich die Produktion der Stahl und Metall verarbeitenden Betriebe in Deutschland im Jahresverlauf abgeschwächt. Während die Produktionsprognose von plus 4% zur Jahresmitte noch erreicht werden konnte, schwächte sich die Dynamik in der zweiten Jahreshälfte spürbar ab. Im letzten Quartal konnte das Vorjahresniveau nicht mehr erreicht werden. Auf Jahressicht wurde die Produktion vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge um 1,9% ausgeweitet.  

Die Umsatzentwicklung zeigt ein ähnliches Bild wie die Produktion, sowohl die Inlandslieferungen als auch die Exporte verzeichneten zum Start in das Jahr 2018 hohe Wachstumsraten (10% Inland, 7% Export), die sich im Verlauf auf Plus von 2% Inlandsumsatz und 0,7% Exportwachstum reduzierten. Die Auftragseingänge sind im Vorjahresvergleich zurückgegangen, aus dem Inland kamen 2,3% weniger Bestellungen, aus dem Ausland 6,2%, wobei die Exportnachfrage durch Großaufträge im letzten Quartal 2017 verzerrt ist.

Die Hauptursache für diese Entwicklungen dürfte mit dem Stichwort Verunsicherung treffend beschrieben sein – Verunsicherung von Verbrauchern und Investoren in vielen wichtigen Märkten. So ist der Automobilabsatz in China seit dem Sommer 2018 rückläufig, der Handelsstreit mit den USA zeigt dort Wirkung; EU und Großbritannien suchen weiter nach einer tragfähigen Lösung für den „Brexit“; Diskussionen um Fahrverbote bewirken Kaufattentismus in Deutschland; die USA und die EU schotten ihre Stahlmärkte ab; die USA sehen zudem ihre nationale Sicherheit durch Autoimporte aus der EU bedroht und drohen mit höheren Zöllen – die Liste ließe sich fortsetzen (Iran, Türkei, Russland), sie bewirkt jedenfalls ein besonders hohes Ausmaß an Verunsicherung – auch bei den Wirtschaftsforschern, die ihre Prognosen für 2019 teilweise deutlich reduziert haben, denn die genannten Herausforderungen sind auch in diesem Jahr nicht annähernd gelöst. Hinzu kamen 2018 Sondereffekte wie die Umstellung auf den neuen Fahrzyklus zur Messung der Emissionen von Kraftfahrzeugen und die Trockenperiode, die Störungen der Lieferketten zur Folge hatte.

Dementsprechend startet das Jahr 2019 nicht nur meteorologisch frostig, sondern auch konjunkturell. Das trifft zumindest auf das Geschäftsklima der Stahl und Metall verarbeitenden Industrie zu. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fällt gegenüber dem Jahresende 2018 um 1,7 Saldenpunkte zurückhaltender aus, bleibt damit allerdings weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Das lässt sich für die Einschätzung der Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2019 nicht bestätigen, diese fällt rapide um 11,5 Saldenpunkte. So vorsichtig wurde diese Komponente des Geschäftsklimas zuletzt im Jahr 2012 bewertet, wobei damals auch die Geschäftslage bereits deutlich unter dem heutigen Niveau tendierte. Das zunehmende Auseinanderdriften zwischen der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und den Erwartungen für die zukünftige Entwicklung spiegelt die hohe und weiter zunehmende Verunsicherung der Unternehmer wider.

Während das Geschäftsklima für das erste Halbjahr 2019 Vorsicht und Zurückhaltung andeutet, könnten die Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung wieder günstiger tendieren. Der Brexit dürfte bis zur Europawahl weitgehend aus den Medien und der öffentlichen Debatte verschwinden, zudem sitzen die Amerikaner mit Chinesen und Europäern an Verhandlungstischen – vorausgesetzt dort werden Ergebnisse erzielt, würde die Verunsicherung in den größten Märkten deutlich reduziert.

Dann sollte für die Stahl- und Metallverarbeitung erneut ein Produktionswachstum möglich sein, das wir heute auf die Größenordnung des Vorjahres beziffern, also 2%. Jedenfalls ist ein Krisenszenario wie 2008 angesichts stabilisierter Finanzmärkte und robuster Unternehmensstrukturen sehr unwahrscheinlich. Für eine günstigere Entwicklung ab der zweiten Jahreshälfte 2019 spricht auch der anhaltende Beschäftigungsaufbau in der Branche. Im zurückliegenden Jahr wurde die Mitarbeiterzahl um 3,7% erhöht.