Page 8 - WSM-Nachrichten 01/2022_neu
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Energie Aktuelles aus Wirtschaft & Politik Strom- und Erdgaspreise bedrohen Existenzen Die Preisexplosion an den Energiebörsen in der zweiten Jahreshälfte 2021 kam für die meisten Marktteilnehmer völlig überraschend. Unter- nehmen, die zum Ende des Jahres Energie für 2022 einkaufen mussten, stehen vor existenziellen Herausforderungen. Die Politik muss schnell für eine Dämpfung des Kostenanstiegs sorgen. Energie ist für die Verarbeitung von Stahl und Metall ein unverzichtbarer Produkti- onsfaktor. Im Jahr 2019 wurden 11,6 Tera- wattstunden (TWh) elektrischer Strom und rund 11 TWh Erdgas in den Betrieben der WSM- Branchen eingesetzt. Betriebswirtschaftlich ist der Anteil, den Energie an den Produktionskosten ausmacht, weitaus bedeutender als die reine Energiemenge. Meis- tens ist Energie in den WSM-Branchen nach Stahl oder Metall sowie Personal der drittgrößte Kostenfaktor, in einigen Prozessen steht sie auf Position zwei (siehe das Interview mit Dirk Hölscheid, IHT). Die Energiekosten variieren zwischen unter 1 Prozent bis zu deutlich über 10 Prozent, bezogen auf den Umsatz der Betrie- be. Da die durchschnittliche Umsatzrendite der Branche laut Kostenstrukturerhebung des Sta- tistischen Bundesamtes bei 1,5 Prozent liegt, führt eine Verdoppelung der Energiepreise selbst die wenig energieintensiven Unternehmen in die Verlustzone, jedenfalls wenn Energieeffizienz- maßnahmen nicht greifen. Die energieintensive- ren Prozesse lassen sich auch durch eine mas- sive Erhöhung der Effizienz des Energieeinsatzes nicht mehr wirtschaftlich betreiben. Aber wie haben sich die Energiepreise tatsäch- lich für die Betriebe entwickelt? Die nachfolgen- den Beiträge „Energiekosten I“ und „Ener- giekosten II“ zeigen die Abhängigkeit der Antwort dieser Frage vom Beschaffungszeitpunkt auf – Unternehmen, die vorausschauend frühzeitig Energie eingekauft haben, sind von den Preis- eskapaden zunächst wenig oder gar nicht be- troffen. Im Gegensatz dazu nehmen Betriebe, die sehr börsennah einkaufen, um das Risiko eines ungünstigen Einkaufszeitpunktes zu redu- zieren, sämtliche Preisspitzen mit.    Abb. 1 Beispielberechnung Erdgaspreisveränderung 2021–2022:  Jahr   Preise Arbeits- preis     Netzentgelt   Steuer, CO2   Summe Preis- erhöhung      2021  in Cent/KWh    2,0   0,8   1,01   3,81    2022   in Cent/KWh     5,5    0,8    1,10    7,40    94%   8 Nachrichten 1-2022     


































































































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