Page 35 - WSM-Nachrichten 01/2022_neu
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Für die Betriebspraxis ergibt sich durch die Preissetzung der Unterneh- men. Produktivitätssteigerungen, womöglich durch eine kleinere Belegschaft, wären die Fol- ge. Kurzfristig würde allerdings der Kostendruck auf die Unternehmen zunehmen und damit für sinkende Gewinne sorgen. Bei schwacher Nach- frage und anhaltendem Kostendruck würde eine sinkende Inflationsrate die Unternehmensge- winne im Jahr 2022 belasten. Möglich ist solch ein Szenario vor allem dann, wenn die Noten- bank aufgrund zunehmender Sorgen über Zweit- rundeneffekte die Zinsen anhebt und damit die Wirtschaft abkühlt. Damit dies nicht passiert, muss die Angebotsseite der globalen wie loka- len Wirtschaft mit Kapazitätsausweitungen auf die Preisanstiege reagieren. Davon ist im Ver- lauf dieses Jahres auszugehen. Vor allem wenn das Unternehmervertrauen angesichts des Ab- klingens der Pandemie zurückkehrt, ist ein deut- licher Investitionsschub zu erwarten. Wie ist nun der Ausblick für die Metallindustrie? Ihre Preisanstiege zählten im Jahr 2021 mit zu den höchsten des verarbeitenden Gewerbes. Die Branche befindet sich nämlich am Anfang der Wertschöpfungskette, und Rohstoffpreise haben deshalb eine hohe Bedeutung für die Ge- samtkosten. Folglich fiel der Preisanstieg der Metallerzeugung auch deutlich höher aus als der für die Metallerzeugnisse. Eine Normalisierung der Rohstoffmärkte würde beiden Branchen helfen, ihre Margen und Ge- winne trotz sinkender Inflationsrate zu stützen. Allerdings haben nachlassende Auftragseingän- ge beziehungsweise die geringe Nachfrage die Lücke zur Produktion größtenteils geschlossen. Deswegen könnten die Metallbranchen – mehr als andere – genötigt sein, mögliche Kostener- sparnisse weiterzugeben. Bleiben die Rohstoff- preise unerwartet robust oder ziehen weiter an, ergibt sich in Anbetracht einer nachlassenden Nachfrage zunehmender Margendruck für die Metallindustrie. Eine Kombination von steigenden Rohstoffprei- sen und Zinserhöhungen wären in der Tat ein unglückliches Szenario. Das Risiko hierfür er- achtet die IKB jedoch als gering. Wünschens- wert wären ein moderaterer Kostendruck infolge globaler Kapazitätsausweitungen und eine Nor- malisierung der Rohstoffmärkte, bei gleichzeiti- ger Erholung der Nachfrage nach deutschen Ex- portgütern. Dieses Szenario ist wahrscheinlicher, aber auch mit einem hohen Prognoserisiko ver- bunden. Grafik Unterschied zwischen Auftrags- eingangs- und Produktionsindex der Metallbranchen Dr. Klaus Bauknecht Chefvolkswirt IKB Deutsche Industriebank AG Wilhelm-Bötzkes-Str. 1 40474 Düsseldorf Telefon: 0211/8221-4118 klausdieter.bauknecht@ikb.de www.ikb.de K 35 Nachrichten 1-2022 Ansprechpartner Foto: IKB Deutsche Industriebrank AG Foto: DOC RABE Media - stock.adobe.com