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Nachrichten 1-2022
Für die Betriebspraxis
61⁄2 Prozent expandieren. Neben aufgestauter Kaufkraft dürfte die sehr gute Arbeitsmarktlage dazu beitragen. Bereits im Januar näherte sich die saisonbereinigte Arbeitslosenquote (5,2 Pro- zent) erneut dem Rekordtief von 4,9 Prozent (zu- letzt April 2019).
Die geplanten Anhebungen des Mindestlohns (Juli: 10,45 Euro, möglicherweise Oktober: 12 Euro) dürften zudem die Einkommen von Haus- halten mit hoher marginaler Konsumneigung stärken. Da Tarifverhandlungen großer Bran- chen erst spät im Jahr 2022 beginnen und mög- licherweise erst 2023 zu einem Abschluss füh- ren, dürften die Tariflöhne lediglich um gut 2 Prozent steigen (2021: knapp 1 1⁄2 Prozent). Allerdings könnten Sonderzahlungen und ande- re übertarifliche Einkommensbestandteile zu ei- nem Effektivlohnanstieg von etwa 3 1⁄2 Prozent führen.
Auch hinter der von uns für 2022 prognostizier- ten jährlichen Wachstumsrate von 4,1 Prozent bei den Ausrüstungsinvestitionen verbirgt sich eine kräftige Belebung, sobald die Liefereng- pässe überwunden sind und die Omikron-be- dingten Unsicherheiten abklingen. Dasselbe gilt für die Exporte: Eine deutliche Erholung im Sommerhalbjahr sollte die fortschreitende Quar- talsrate auf Jahresbasis bis knapp 9 Prozent in die Höhe treiben, die durchschnittliche Rate ge- genüber dem Vorjahr dürfte im Jahr 2022 jedoch nur bei moderaten 5,1 Prozent liegen.
Wachstum der Weltwirtschaft: 4,4 Prozent im Jahr 2022
Sofern sich die globale Pandemieentwicklung verbessert, neue Virusvarianten mit schwerwie- genden Krankheitsverläufen ausbleiben und sich die Lieferengpässe entspannen, könnte das Wachstum der Weltwirtschaft im Jahr 2022 bei 4,2 Prozent liegen (2021: 5,9 Prozent).
Nach einem verhaltenen Jahresauftakt 2022 in den USA und im Winterhalbjahr in Europa dürf-
ten im Jahresverlauf Phasen kräftigen Wachs- tums folgen. Im Gesamtjahr dürften das BIP der USA und des Euroraums um rund 33⁄4 Prozent wachsen. Der Konsum sollte gut unterstützt blei- ben, da sich die privaten Haushalte dank höhe- rer Ersparnis und Vermögensgewinnen in einer guten finanziellen Situation befinden. In China sollte die Schwäche der Immobilieninvestitionen im Jahresverlauf überwunden werden. Der Ab- schwung in diesem Sektor ist großenteils eine Reaktion auf die Kreditverknappung durch die Behörden. Die chinesische Zentralbank reagier- te bereits mit Lockerungen. Auch die Fiskalpoli- tik dürfte wieder expansiver agieren, zudem ge- winnt die Förderung von „grünen Investitionen“ an Priorität. Die chinesische BIP dürfte im Jahr 2022 um 5,1 Prozent zulegen, nach 8,1 Prozent in 2021.
Fed und EZB vor geldpolitischer Straffung
Im laufenden Winterhalbjahr haben die Inflati- onsraten in wichtigen Ländern ein Niveau er- reicht, das zuletzt Anfang der Achtzigerjahre verzeichnet wurde. Die Fed bezeichnet die Ent- wicklung nun nicht mehr als „vorübergehend“. Auch die EZB attestierte im Januar, dass die In- flation in der Eurozone länger erhöht bleiben dürfte als bislang erwartet. Die Fed dürfte be- reits im März den ersten von fünf Zinsschritten machen. Von der EZB erwarten wir nunmehr zwei Zinsschritte im zweiten Halbjahr 2022. K
Marc Schattenberg
Senior Economist – Konjunktur, Arbeitsmarkt, Konsum, Demografie
Deutsche Bank AG
Deutsche Bank Research Mainzer Landstraße 11 – 17 60329 Frankfurt am Main Telefon: 069 / 910-31875 Marc.Schattenberg@db.com www.deutsche-bank.de/ub
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