Page 34 - WSM-Nachrichten 01/2022_neu
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Für die Betriebspraxis Inflationsentwicklung Die Kombination von steigenden Rohstoffpreisen und Zinserhöhungen ist unwahrscheinlich 2021 zählten die Preisanstiege in der Metallindustrie mit zu den höchsten des verarbeitenden Gewerbes. Der Beitrag gibt einen Ausblick auf die Jahre 2022 und 2023. Die Erzeugerpreise kamen im Jahr 2021 infolge sich schnell erholender Rohstoff- preise unter erheblichen Anpassungs- druck. Sie stiegen im Dezember um mehr als 24 Prozent an – so stark wie noch nie seit Be- ginn der Datenerfassung im Jahr 1950. Wenn die Ursache des allgemeinen Inflationsdruck eher höhere Rohstoff- und Energiekosten sind als anziehende Lohnkosten, dann ist ein im Ver- gleich zum Verbraucherpreisindex deutlich stär- kerer Anstieg der Erzeugerpreise nicht überra- schend. Aber die hohe Erzeugerpreisinflation signalisiert auch für das Jahr 2022 einen kräfti- gen Preis- beziehungsweise Kostendruck, der entweder wie im Vorjahr für eine höhere Ver- braucherpreisinflation oder aber für Margen- druck bei den Unternehmen sorgen wird. Grafik Deutsche Erzeugerpreise, Dezember 2021, Veränderung in Prozent zum Vorjahresmonat Die hohe Inflationsrate sorgte im letzten Jahr für Unruhe. Doch die hohen Konsumenten- sowie Erzeugerpreise zeigten, dass Unternehmen ge- nerell in der Lage waren, den Kostendruck wei- terzugeben. Somit ist die Teuerung auch nicht allein die Folge von Rohstoffpreisentwicklungen. Sie entstand auch durch die robuste Nachfrage, die es Unternehmen ermöglichte, den Kosten- druck zügig weiterzugeben. So mögen Liefer- engpässe zwar die Produktion vieler Branchen gebremst haben. Die robuste Nachfrage sorgte jedoch für Margenstabilität oder -ausweitung und damit dennoch für ein ordentliches Umsatz- wachstum im Jahr 2021. Wie ist der Ausblick für die Jahre 2022 und 2023? Wenn sich die Rohstoffmärkte nach ihrer teilweise überzogenen Entwicklung normalisie- ren werden, ist von absoluten Rückgängen der Preise auszugehen. Die Inflationsrate würde dann aufgrund absolut sinkender Kosten schnell sinken. Schließlich liefern bereits stabile Roh- stoffpreise einen Beitrag zu einer Inflationsrate nahe Null. In diesem Fall würde der Inflations- druck nachlassen, und der Anpassungsprozess würde in den Ländern verlaufen, die Rohstoffe exportieren, also hauptsächlich in Schwellenlän- dern. Unternehmen könnten trotz sinkender In- flation ihre Margen behaupten, vor allem bei ro- buster Nachfrage. Von einer Stabilisierung oder Korrektur der Rohstoffpreise ist perspektivisch tatsächlich auszugehen. Es besteht aber die Gefahr von Zweitrundeneffekte aufgrund höhe- rer Löhne. Doch auch bei steigendem Lohndruck gilt: Ist die Nachfrage nicht ausreichend kräftig, kann der Kostendruck nicht weitergegeben werden. Dann kommen Margen unter Druck, und der An- passungsprozess zu einer niedrigeren Inflation       34 Nachrichten 1-2022     


































































































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