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30 Nachrichten 4-2021 Für die Betriebspraxis Multidimensionale Strompreisstrategie So können sich Mittelständler zukunftssicher aufstellen Die sprunghaft gestiegenen Energiekosten haben in den vergangenen Monaten insbesondere für die Stahl und Metall verarbeitende Industrie existenzbedrohende Züge angenommen. Strom ist einer der zentralen Produktions- faktoren für die deutsche Wirtschaft – und die deutschen Strompreise bewegen sich innerhalb der Europäischen Union bereits in der Spitzengruppe. In der Jahresfrist von August 2020 bis August 2021 hat sich der Strompreis am Spotmarkt mehr als verdoppelt, nämlich von 35 auf rund 83 Euro pro Megawatt- stunde. Bis zum Oktober des laufenden Jahres hat sich die Aufwärtsbewegung ungebremst fortgesetzt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Wesentlich tragen Abgaben und Steuern von der EEG-Um- lage über das Netzentgelt bis zur Stromsteuer zu den hohen Preisen bei. Erschwerend kam zu Beginn 2021 die nationale CO2-Bepreisung hin- zu. Außerdem kennt auch der reine Strompreis schon ohne alle Abgaben derzeit nur eine Rich- tung: drastisch nach oben. Wenn sich diese Ent- wicklung fortsetzt, sind die Konsequenzen für die Mittelständler klar: Die derzeitige Situation erschwert eine kostendeckende Produktion massiv, stellt Geschäftsmodelle und damit letzt- lich den Fortbestand von Unternehmen akut in Frage. Die richtige Strategie gegen steigende Preise dass die mittelständischen Unternehmen nicht einfach abwarten, sondern von sich aus auf die Herausforderung reagieren und sich gegen wei- ter steigende Preise absichern. Sie haben nun die Gelegenheit, eine nachhaltig erfolgreiche Strompreisstrategie aufzubauen und umzuset- zen, die sich wesentlich auf drei Säulen stützt: K die Anpassung der Beschaffungsstrategie, K Green Power Purchase Agreement (PPA) K Einstieg in die oder Erweiterung der Eigen- erzeugung. Eine solche multidimensionale Strompreisstra- tegie hat auch langfristig mit Blick auf das im Juni verabschiedete Klimaschutzgesetz wesent- liche Bedeutung. Denn mittelständische Unter- nehmen sind damit in der Lage, CO2-Einsparun- gen umzusetzen und somit unnötige Kosten zu vermeiden. Dabei sollten die Mittelständler auch bereits bestehende Pläne auf den Prüfstand stellen und optimieren. Insbesondere solche Unternehmen, die bisher nur auf Klimaneutrali- tät durch Kompensation gesetzt haben, werden diese Entscheidung mit Blick auf stark steigende Kosten für Ausgleichsmaßnahmen überdenken müssen. Drei Handlungsfelder für mehr Zukunfts­ fähigkeit Säule 1 – die Beschaffungsstrategie. Die Be- schaffung zielt vor allem darauf, das Strompreis- risiko schnellstmöglich zu reduzieren und sich mit Hilfe einer Ausschreibung den optimalen Politische Gegenmaßnahmen wie die Absen- kung der EEG-Umlage wirken bislang im besten Fall lindernd und im schlimmsten Fall wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Deshalb kommt es nun umso mehr darauf an,     


































































































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