Page 12 - WSM-Nachrichten 01/2022_neu
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Aktuelles aus Wirtschaft & Politik ??? Drei Fragen an...   Dirk Hölscheid Geschäftsführer IHT Industrieverband Härtetechnik e.V. 12 Nachrichten 1-2022 „Die extrem hohen Energiekosten bringen das Fass nun endgültig zum Überlaufen“ Wie haben sich die Energiekosten in den Härtereien entwickelt? Hölscheid: Härtereibetriebe, die im Lohnauftrag Wärmebehandlungen wie Härten, Nitrieren oder Glühen an metallischen Bauteilen für ihre Kun- den durchführen, benötigen sehr viel Energie in Form von Strom oder Erdgas. Der notwendige, hohe Energieeinsatz lässt sich allein aus physi- kalischen Gründen nicht verhindern, um das Gefüge der Stahlbauteile oder anderer Metalle zu beeinflussen. Die Unternehmer achten daher sehr genau auf die Kostenentwicklung der Ener- gie und versuchen, sich möglichst durch opti- mierte, längerfristige Verträge gute Einkaufs- konditionen für Strom und Erdgas am Markt zu sichern. Doch seit Sommer letzten Jahres hat sich der Strompreis auf dem Spotmarkt durchschnittlich verdreifacht; der Preis für Erdgas stieg fast um das Vierfache auf bisher ungekannte Rekordhö- hen. Bei vielen Härtereien, die gerade jetzt wie- der neue Verträge für den Einkauf von Energie abschließen müssen, kommen diese Kosten mit geballter Wucht an. Uns erreichen zudem Meldungen, dass in be- stimmten Regionen Deutschlands einzelne Energieversorger die Verträge mit Verweis auf diese hohen Preissteigerungen auf den Spot- märkten kündigen oder sogar insolvent werden. Hier fällt man dann als Kunde auf die extrem teure Grundversorgung des regionalen Energie- versorgers zurück und hat dann noch höhere Energiekosten zu stemmen. Welche Konsequenzen hat dieser dramatische Energiekostenanstieg für die Härtereien? Hölscheid: Neben den Lohnkosten sind die Energiekosten der zweitgrößte Kostenblock bei einer Härterei. Der Markt der Wärmebehandlung ist angesichts von rund 180 Härtereien in Deutschland preis- lich hart umkämpft. Viele haben Kunden aus der Automobilindustrie, in der die Marktmacht und der Kostendruck einzelner OEM oder 1-Tier auf die Zulieferer sehr groß sind. Es ist somit keines- falls ein Selbstläufer, wenn man glaubt, diese    


































































































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