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9 Nachrichten 4-2021 Aktuelles aus Wirtschaft & Politik Von „grundsätzlich einsatzbereiten Projekten“ und einer kontinuierlich steigenden Nachfrage der Kunden nach nachhaltigen Stahlprodukten sprach Holger Braun, Leiter der CO2-Strategie im Werk von Arcelormittal in Eisenhüttenstadt, auf der Blechexpo in Stuttgart. Zusätzlicher An- reiz für die Kunden: Arcelormittal stellt Zertifikate aus, mit denen die Abnehmer die erzielten CO2- Einsparungen nachweisen können. Die Einspa- rungen lässt sich Arcelormittal von dem Zertifi- zierer DNV bestätigen. „Für Hersteller von Haushaltsgeräten etwa ist das ein gutes Marke- ting“, hatte Braun auf dem MBI Stahltag 2021 in Frankfurt am Main gesagt. Erste Kunden in Po- len und Tschechien hätten davon schon Ge- brauch gemacht. MarketingInstrument für die Kunden Auch Schaeffler ist mit dabei. Ab 2025 wolle man jährlich 100.000 Tonnen „nahezu CO2-frei- en, mit Wasserstoff produzierten Stahls“ aus Schweden beziehen, wie der Industriekonzern mitteilte. Geliefert werden soll der Stahl von dem schwedischen Start-up H2greensteel (H2GS). Das Unternehmen wurde 2020 gegründet. Größ- ter Anteilseigner ist die Vargas Holding, die auch maßgeblich an dem schwedischen Batterieher- steller Northvolt beteiligt ist. Bei Schaeffler be- sitzt das Thema hohe Priorität: „Wenn wir das Pariser Klimaabkommen umsetzen wollen, führt an grünem Stahl kein Weg vorbei“, sagte Vor- standschef Klaus Rosenfeld in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszei- tung. Andreas Schick, im Vorstand unter ande- rem für den Einkauf verantwortlich, verweist da- rauf, dass Schaeffler viel Stahl verarbeite. Hier sehe das Unternehmen einen entscheidenden Beitrag für die Dekarbonisierung. Konventionell erzeugter Stahl wird teurer Häufig wird argumentiert, dass die Produktion von grünem Stahl erheblich teurer sei als die konventionelle Hochofenroute und dass die Mehrkosten nur schwer an die Abnehmer be- ziehungsweise Endverbraucher weitergege- ben werden könnten. Die Unternehmensbera- tung Roland Berger hat sich einmal genauer angeschaut, wie sich die verschiedenen Pro- duktionstechnologien auf der Kostenseite aus- wirken. Laut der aktuellen Studie „Green deal for steel“ liegen in dem wahrscheinlichsten Szenario die Mehrkosten einer Tonne Stahl, die CO2-reduziert erzeugt wird, im Jahr 2030 zwischen 124 und 138 Euro, verglichen mit Foto: ©jeson - stock.adobe.com Foto: NicoElNino/stock.adobe.com