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34 Nachrichten 3-2022 Für die Betriebspraxis Industrielle Versicherungen (XXXIX) Vertragsverlängerung zum Versicherungsablauf: Das Markt-Update Das Versicherungsjahr ist bereits zur Hälfte vorüber, und es gilt, den Versicherungsschutz für das kommende Jahr festzulegen. Die Vertragsverlängerung zum Versicherungsablauf – wir nennen sie „Renewal“ – ist seit Jahren eine schwierige Phase für Versicherungskunden, denn die Preise für die industriellen Versicherun- gen, gerade in den Sachversicherungen, steigen seit 2018 kontinuierlich an. In dieser Ausgabe geht es deshalb darum, was Kunden für das diesjährige Renewal in den Hauptsparten erwarten können. Industrielle Sachversicherungen Das zurückliegende Jahr ist bezüglich der Er- gebnissituation der Marktteilnehmer differenziert zu betrachten. Die Flutkatastrophe „Bernd“ hat gezeigt, mit welchen Schäden in Folge des Kli- mawandels auch in Deutschland gerechnet wer- den muss. Für die Sachversicherung beträgt der Schadenaufwand dieses einen Ereignisses rund 6,5 Milliarden Euro. Mehrere große Feuerschä- den, zum Beispiel in einem metallverarbeitenden Betrieb im Februar 2021 und in einer chemischen Anlage im Juli 2021, führten zu einer weiteren Belastung im nationalen Markt. In seiner letzten Prognose erwartete der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) für den deutschen Markt insgesamt ein histo- risch tiefrotes Brutto-Geschäftsergebnis. Dem gegenüber stehen die in den letzten Jah- ren marktweit umgesetzten Maßnahmen der Versicherer zur Ertragsverbesserung und Port- foliobereinigung, wie beispielsweise die Redu- zierung von Kapazitäten, höhere Prämienforde- rungen oder die erschwerte Versicherbarkeit von Risiken. Marktteilnehmer mit weltweit struk- turieren Portfolios sind in ihrem Brutto-Ergebnis weniger stark von einzelnen lokalen Ereignissen abhängig. Bei diesen Versicherern sollten die strategischen Maßnahmen zur Ertrags- und Portfolioanpassung weitestgehend abgeschlos- sen sein. Für das Jahr 2022 wird ein weniger einheitliches Auftreten der Versicherer am Anbietermarkt er- wartet. Für bestimmte Industrien und Betriebs- arten wie Schlachtbetriebe, Recycling, Chemie, Stahlerzeugung, Gießereien sowie nicht ad- äquat geschützte Holz-, Kunststoff- und Galva- nikbetriebe wird weiterhin mit knappen Kapazi- täten gerechnet. Zudem werden Versicherer ihre Anforderungen an ein angemessenes sicher- heitstechnisches Schutzniveau weiter nach oben anpassen. Erst- und Rückversicherer zie- hen sich im Rahmen internationaler Versiche- rungsprogramme – auch aufgrund der umfang- reichen Sanktionen und Kriegsausschlussklau- seln – bestmöglich aus den Märkten Russland, Weißrussland und Ukraine zurück. Zunehmend besorgt sind die Versicherer über die Auswirkung steigender Preise, verbunden mit teils erheblich verlängerten Lieferzeiten mit Blick auf die Schadenregulierung. Es ist mit deutlich negativen Effekten zu rechnen, die nur teilweise, zum Bei- spiel durch die Anpassung von Neuwertsummen     


































































































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