Page 29 - WSM Nachrichten 2-2022
P. 29

29
Nachrichten 2-2022
Für die Betriebspraxis
Verlängerung der Lieferzeiten
Haben Unternehmen die zuvor genannten Punk- te der Situation angepasst, erhalten sie im Schadenfall die benötigten Geldmittel, um den Betrieb wiederaufzubauen. Während der Wie- deraufbauphase deckt die Ertragsausfallversi- cherung die laufenden Kosten und sichert ent- gangene Erträge ab. Die Versicherungsnehmer vereinbaren mit dem Versicherer eine soge- nannte Haftzeit: Das ist die Frist, in der die Un- ternehmen glauben, den Wiederaufbau bewälti- gen zu können. Diese Haftzeit variiert in der Re- gel zwischen zwölf und 24 Monaten, kann aber in Einzelfällen auch für deutlich länger vereinbart werden. Verlängern sich nun die Lieferzeiten aufgrund der Rohstoffknappheit, dann verlän- gert sich auch die Zeit des Wiederaufbaus. Dies müssen Unternehmen bei der Festlegung der Haftzeit für die Ertragsausfallversicherung un- bedingt berücksichtigen, um nach erfolglosem Ablauf der Haftzeit die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern.
Im Zusammenhang mit der Verlängerung von Lieferzeiten sehen sich Unternehmen darüber hinaus mit der Frage konfrontiert, ob zugesagte Liefertermine gegenüber den Kunden gehalten werden können. Ohnehin erhöht die heute ver- breitete Just-in-time-Produktion mit dem Ziel, Kapazitäts- und Lagerpuffer zu minimieren, die Empfindsamkeit der Lieferkette. Bei Lieferver- zug drohen Schadensersatzforderungen und Vertragsstrafen.
Anders als bei Schadensersatzforderungen auf- grund von Produktmängeln greift die betriebli- che Haftpflichtversicherung im Fall von Liefer- verzug in der Regel nicht. Unternehmen sollten dementsprechend ihre Lieferverträge genau prüfen und falls möglich anpassen, um etwaige Schadensersatzforderungen zu vermeiden. Ob höhere Gewalt (Force Majeure) geltend gemacht werden kann, müssen im Zweifelsfall Anwälte und Gerichte klären.
Die aktuelle Situation verlangt den Unterneh- men viel ab. Trotzdem darf die Absicherung des Unternehmens nicht außer Acht gelassen wer- den. Ein Gespräch mit dem Versicherungsmak- ler des Vertrauens ist dringendst zu empfehlen, um Versicherungssummen und Haftzeiten anzu- passen. K
Dennis Gottschalk, M. Sc.
VSM Versicherungsstelle
Stahl- und Metallverarbeitung GmbH Hohenzollernstraße 2
44135 Dortmund
Telefon: 0231 / 5404-521 Dennis.Gottschalk@leue.de
     Ansprechpartner
 Foto: Lutz Kampert
Foto: thodonal - stock.adobe.com
 


















































































   25   26   27   28   29