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Editorial Liebe Unternehmer, Verbandsmitarbeiter und Freunde der Stahl und Metall verarbeitenden Industrie, diese Ausgabe der WSM Nachrichten widmet sich dem Thema „Grüner Stahl“. Die Stahlindustrie steht in besonderem Maße im Fokus der vom Green Deal der EU befeuerten Transformation. Im Industriesektor emittiert sie im Vergleich zu anderen Industrien das meiste CO2. Wenn es die deutsche Stahlindustrie schafft, klimaneutral zu werden und gleichzeitig die Arbeitsplätze zu erhalten, dann schaffen es auch die anderen Industrien. Stahl ist also der Vorreiter für die Transformation der deutschen Industrie in eine fossilfreie Zukunft. Vor lauter Debatten darüber, wer bis wann die ambitioniertesten Klimaschutzziele erreicht, darf nicht vergessen werden, dass es jetzt auf schnelle technologische Entwicklungen und die richtigen Standortbedingungen ankommt. Der internationale Wettbewerb schläft nicht. Bei- spielsweise drängen schwedische Hersteller mit grünem Stahl auf den Markt und wollen ihren Wettbewerbsvorteil, nämlich die gute Versor- gung mit erneuerbaren Energien, ausspielen. Andere Länder, zum Beispiel Frankreich, wer- ben mit weitgehend fossilfreier Energieversor- gung. Die deutschen Stahlverarbeiter hängen vom Stahlbezug ab, sie kaufen ganz überwie- gend in Deutschland und Europa. Die beginnen- de Legislaturperiode wird entscheidend sein da- für, ob wir das in Deutschland hinbekommen oder ob wir Wertschöpfung an andere Regionen der Welt verlieren werden. Vom Weltklima zur politischen Großwetterlage. Nach der Bundestagswahl haben die SPD, die FDP und Bündnis90/Die Grünen sondiert und Koalitionsverhandlungen aufgenommen. Erste Ergebnisse liegen in einem Sondierungspapier vor, und wir fragen uns, wo die wirtschaftspoliti- sche Reise hingehen soll. Eines fällt schon jetzt auf: Der Lackmustest der nächsten und über- nächsten Regierung wird es werden, ob der Kli- maschutz auf dem vereinbarten Zielpfad gelin- gen kann, ohne Arbeitsplätze und Wohlstand zu gefährden. Die Finanzierung der Klimawende sollsichoffensichtlichauseinergutenkonjunk- turellen Entwicklung ergeben, denn Steuererhö- hungen wurden ausgeschlossen und die Schul- denbremse ist einzuhalten. Das wird noch spannend, denn der BDI hat ausgerechnet (sie- he Seite 24), dass wir bis 2030 jährlich 100 Mil- liarden Euro ausgeben müssen, um auf dem Zielpfad zu bleiben. Ich lade Sie herzlich ein, zu diesen und anderen Themen mehr in dieser Ausgabe der WSM Nachrichten zu zu lesen. Und auch wenn es bis dahin noch etwas Zeit ist: Ich wünsche Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und ein gutes 2022! Christian Vietmeyer 2 Nachrichten 4-2021 Foto: Mourad ben Rhouma